Ein Wort zur Erziehung Ihres Tierschutzhundes
 
Danke - Sie haben sich dafür entschieden, einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren. 
 
Sie werden erleben, dass sich Ihr neuer Hausgenosse so wie die allermeisten Hunde voller 
 
Dankbarkeit und Vertrauen sehr schnell in Ihren Alltag einfügen wird.
 
Den ersten Schritt, nämlich die Auswahl des „richtigen" Hundes, haben Sie mit unserer 
 
Hilfe bereits bewältigt.
 Vielleicht hatten Sie sich in einen hübschen Jagdhund oder einen 
 
Herdenschutzhund verliebt, ohne zu ahnen, welche Aufgaben mit einem solchen Hund auf 
 
Sie zugekommen wären. Viele Probleme können im Voraus vermieden werden, wenn die 
 
eigenen Lebensverhältnisse (Wohnsituation, Zeitkontingent, Erwartungshaltungen, 
 
Familienkonstellation) bei der Wahl Ihres Hundes berücksichtigt werden. Vielleicht hat es 
 
auch auf Anhieb mit dem ausgewählten Hund geklappt, und Sie schätzen ihn so ein, dass 
 
Sie sich gut miteinander vertragen werden.
 
Hundeerfahrende Neubesitzer können sich hier ausklinken. Aber für die vielen „Neulinge" 
 
unter Ihnen können die nachfolgenden Hinweise hilfreich sein. Wir erheben nicht den 
 
Anspruch auf Vollständigkeit, sondern es sollen nur einige Gesichtspunkte angesprochen 
 
werden, die uns wichtig erscheinen.
 
 
Nun bleibt uns nur, Ihnen viel Freude mit Ihrem Hund zu wünschen!
 
Ihr HUNDEHERZEN-Team
 
 
Welpenerziehung
Haben Sie sich für einen Welpen entschieden, sind Sie bereits von uns darauf hingewiesen 
 
worden, dass der Besuch einer Hundeschule ein absolutes „Muss" ist, denn gerade im 
 
frühen Lebensalter werden die Weichen für das spätere (Wohl)Verhalten des 
 
Familienhundes gestellt. Die Erziehung eines Welpen darf aber nicht an der Tür der 
 
Hundeschule enden, sondern sollte zu Hause mit liebevoller Konsequenz fortgesetzt 
 
werden. Literatur für die Welpenerziehung gibt es in reichlicher Auswahl.
 
 
Ältere und kleine Hunde
Uns als Tierschützern liegen die älteren und evtl. gehandicapten Hunde besonders am 
 
Herzen. Auch diese Hunde brauchen in den meisten Fällen noch Erziehung, denn in ihrem 
 
Herkunftsland wurde meistens nicht so viel Mühe darauf verwendet. In Spanien z.B. leben 
 
viele Hunde nicht mit in der Familie im Haus oder in der Wohnung und bleiben häufig sich 
 
selbst überlassen. Deshalb ist es für Ihren Tierschutzhund oft etwas völlig Neues, sich an 
 
feste Regeln in einer Familie zu halten. Er braucht von Anfang an eine klare Rangordnung, 
 
die ihm Sicherheit gibt. Neben der Hundeschule oder einem seriösen Hundetrainer sind Sie 
 
als Hundebesitzer hier gefragt. Sie machen Ihrem Hund eindeutig klar, dass Sie der Boss 
 
im Hause sind. Aggressives und dominantes Verhalten bei Fiffi ist oft die Folge von 
 
mangelnder Klarheit und Konsequenz dem Hund gegenüber.
 
Gerade kleine Hunde werden oftmals unterschätzt und nicht ganz „für voll" genommen. 
 
Aber sei Fiffi noch so klein - er ist und bleibt ein Hund und kein kleines Kind! Häufige Fehler 
 
im Umgang mit dem süßen Kleinen sind z.B.: Fiffi beansprucht für sich, stets als Erster 
 
stürmisch begrüßt zu werden, reserviert sich selbst den besten Platz auf dem Sofa, bettelt 
 
ständig am Tisch, bellt bei jedem Besucher laut und penetrant oder schnappt sogar, ohne 
 
dass dieses Verhalten Konsequenzen für ihn hat. Oder es wird darüber geklagt, der Hund 
 
bleibe nicht allein, leide unter Trennungsangst und zerlege die Wohnungseinrichtung. Das 
 
sind Anzeichen dafür, dass der Hund sich als Oberhaupt seines Rudels versteht, das er 
 
beschützen will. Gehen seine Schützlinge aus dem Haus, versucht er in seiner 
 
Verzweiflung, aus dem Haus zu entkommen, um seine Familie zu suchen.
 
Solches Verhalten überfordert manchen Hundebesitzer und wird dann oft als gegebene 
 
unabänderliche Charaktereigenschaft des Hundes hingenommen, so dass sich dieses 
 
unerwünschte Verhalten weiter verfestigt. Dabei leiden alle: die Familie und der Hund, denn 
 
er ist völlig orientierungslos und fühlt sich als „Rudelführer" überfordert! Schließlich muss 
 
Fiffi wieder gehen, weil man mit ihm nicht mehr zurecht kommt.
 
 
Verhaltensänderung - geht das?
Abgesehen von typischen Rasse-Eigenschaften wie z.B. Jagdtrieb bei Jagdhunden oder 
 
das Bedürfnis nach geistiger und körperlicher Beanspruchung bei Herdenschutzhunden 
 
kann grundsätzlich Verhalten verändert werden. Das Prinzip, das der Hundeerziehung 
 
zugrunde liegt, nennt man in der Psychologie Konditionierung. Damit ist gemeint, dass 
 
Hunde einerseits durch die zeitlich-räumliche Nähe von Stimuli lernen, wie die bekannten 
 
Pawlow'schen Hunde, und andererseits durch positive oder negative Verstärkung 
 
(Belohnung oder Bestrafung) ihres Verhaltens. Das Leckerli nach dem Gehorsam ist also 
 
keine Bestechung, sondern eine (positive) Verstärkung des erwünschten Verhaltens.
 
Wenn Fiffi Unsinn treibt, dann neigen viele Hundebesitzer dazu, ihren Hund zu bestrafen. 
 
Das ist auch eine Art der Zuwendung, wenn auch eine negative. Mag sein, dass Fiffi dann 
 
„schuldbewusst" dreinschaut, aber ein Hund ist sich keiner Schuld bewusst, sondern er hat 
 
Angst. Frauchen ist böse mit mir! Damit ist nicht wirklich etwas gewonnen, denn nun weiß 
 
der Hund zwar, was er nicht darf, aber noch lange nicht, was richtig ist.
 
Ausschließliche Bestrafung ist häufig unwirksam, wenn sie zu spät erfolgt oder wenn Fiffi 
 
sich aggressiv verhält, denn Aggression ist meist Ausdruck von Angst und Unsicherheit. 
 
Dann kann Strafe dem Hund schaden und ihn zusätzlich verunsichern. Versuchen Sie, statt 
 
Ihren Hund für falsches Verhalten zu bestrafen, ihn vielmehr für das richtige Verhalten zu 
 
belohnen, auch wenn es anfangs nur sehr kurz oder selten auftritt, z.B. wenn er nach 
 
ausgiebigem Bellen eine Sekunde ruhig ist. Wichtig ist die sofortige Belohnung, denn nur so 
 
kann Ihr Hund das Lob mit dem eben gezeigten Verhalten verbinden oder assoziieren.
 
 
Wie der Hund so der Mensch - oder?
Entscheidend für den Erfolg Ihrer Maßnahmen sind letztendlich Sie selbst! Es ist eine 
 
Aufgabe, die einiges von Ihnen erfordert - Durchsetzungsvermögen, Konsequenz, 
 
Hartnäckigkeit und Geduld. Bedenken Sie dabei, dass ein Hund nicht wie ein Mensch 
 
denkt, sondern dass er noch viele Instinkte und Verhaltensweisen des Wolfes in sich trägt. 
 
Wenn Sie dies bei Ihrer Erziehung beachten, werden Sie Ihren Hund besser verstehen und 
 
eine enge Beziehung zu ihm aufbauen.
 
Sie werden feststellen, dass alle Veränderungen, die Ihnen wirklich wichtig sind, auch 
 
schnell von Ihrem Hund angenommen werden. Es kann durchaus auch Raum für die kleinen 
 
Eigenarten des Hundes bleiben, sofern sie keine Gefahr oder Einschränkung für andere 
 
Menschen und Tiere bedeuten. Und wenn es einmal allzu schwer fällt, scheuen Sie sich 
 
nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen - Nobody's perfect!
 
 
Literatur-Empfehlungs-Beispiele:
    
Toll, Dr. Claudia (2002). Tierheimhund und Streuner. Hunde aus zweiter Hand auswählen 
 
und eingewöhnen, erziehen und beschäftigen. Stuttgart: Kosmo
 
Fennel, Jan (2001/2003). Mit Hunden sprechen. Tübingen: Ullstein
Monty Roberts war ihr Vorbild, seine Arbeit mit Pferden ihre Quelle der Inspiration. Jan 
 
Fennell hat die Methoden des »Pferdeflüsterers« für Hunde adaptiert. Wie Roberts geht es 
 
ihr nicht darum, gewaltsam den Willen der Tiere zu brechen, sondern mit Blick auf die 
 
Instinkte und das Rollenverhalten der Vierbeiner mit ihnen zu kommunizieren. Unterhaltsam 
 
und anrührend beschreibt Englands erfolgreichste Hundetrainerin, wie sie arbeitet, 
 
»Problemhunde« therapiert und was die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund 
 
ausmacht.
 
Bloch, Günther (2004). Der Wolf im Hundepelz. Hundeerziehung aus unterschiedlichen 
 
Perspektiven. Kosmos
Was darf der Haushund und was nicht? Verliere ich meine "Ranghoheit", wenn sich mein 
 
Hund genüsslich auf dem Sofa räkelt? Muss ein Hund ständiger Kontrolle unterliegen oder 
 
darf er auch gewisse Freiheiten genießen? Haushunde sind als "Familienmitglieder" zu 
 
betrachten, und jeder möchte einen gut erzogenen Begleiter. Doch die unterschiedlichsten 
 
Erziehungskonzepte und die Diskussionen über Alpha-Position und Dominanz machen es 
 
dem Hundehalter nicht leicht, für sich und seinen Hund den "richtigen" Weg zu finden.